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Dienstag, 18. Dezember 2012

{Rezension} Sündenfall von Anya Lipska

Verlag: Goldmann
Übersetzer: Karin Dufner
Taschenbuchausgabe: 448 Seiten
Genre: Englischer Krimi
ISBN: 978-3-442-47765-4
Erscheinungsdatum: 17. Dezember 2012
Preis: 9,99 €


Schatten der Vergangenheit

Aus der Themse wird eine Frauenleiche geborgen. War es ein Unfall oder Mord? Für DS Natalie Kershaw könnte dies ihr erster Mordfall sein, doch vieles deutet daraufhin, dass die Tote unter Einfluss von Drogen zu Tode kam und es sich somit um einen Unfall handelt. Zu selben Zeit wird der polnische Privatdetektiv Janusz Kiszka von seinem Priester gebeten, eine vermisste junge Polin aufzuspüren, die wahrscheinlich mit ihrem Freund, einem gewaltbereiten Drogendealer, untergetaucht ist. Als in einem Hotel eine weitere junge Polin tot aufgefunden wird, die ebenfalls an einer Überdosis Drogen starb und zudem Janusz‘ Visitenkarte im Mund hat, führen die Ermittlungen Kershaw auf die Spur von Kiszka. Dieser muss feststellen, dass er es hier mit einem ziemlich einflussreichen Gegner zu tun hat.



Anya Lipska beginnt ihren Krimi, indem sie ihren Lesern erst einmal einen kurzen Einblick in das Leben ihres Protagonisten Janusz Kiszka gibt. Der Mittvierziger lebt seit mehr als 20 Jahren in London, neben seiner Arbeit als Privatdetektiv geht er auch gern einmal etwas illegalen Geschäften nach. In der polnischen Gemeinde Londons ist Kiszka fest verankert und so gehört auch die mehr oder weniger regelmäßige Beichte bei seinem Priester und Vertrauten dazu. Dieser ist es auch, der Kiszka mit dem Vermisstenfall der jungen Polin betraut und dieser Auftrag weckt schon bald Erinnerungen an seine Vergangenheit in Polen, die Kiszka am liebsten für immer vergessen würde.





Den zweiten Handlungsstrang hat die junge Polizistin Natalie Kershaw inne. Kershaw ist eine aufgeweckte, sture, selbstbewusste junge Frau, die es gut versteht, sich in der rauen Männerwelt der Londoner Polizei zu behaupten, sich eher auf ihre Intuition verlässt und so auch fest davon überzeugt ist, dass die tote Frau aus der Themse einem Mord zum Opfer gefallen ist. Unermüdlich beginnt sie mit ihren Ermittlungen, die Kershaw schon bald zu dem verschlossenen Privatdetektiv führen.

Man erhält im Verlauf des Krimis nicht nur einen guten Einblick in das Leben der polnischen Gemeinde in London, sondern Anya Lipska geht zudem auch auf die jüngere politische Geschichte des Landes ein und so ist die Solidarnocs-Bewegung, jene Gewerkschaft, die verantwortlich für den Umbruch in Polen war und das Land vom Kommunismus in die Demokratie geführt hatte, ein Hauptthema des Buches. Und auch die Vergangenheit ihres Protagonisten ist eng mit den damaligen Geschehnissen verbunden und so lässt die Autorin immer wieder entsprechende Informationen mit in die Geschichte einfließen, was sich durchaus interessant und informativ gestaltet.

Obwohl die Story vielschichtig angelegt ist, im Verlauf mit einigen wirklich unvorhergesehenen Wendungen aufwarten kann und mit einer schlüssigen Auflösung überzeugt, bleibt die Spannung ein wenig auf der Strecke. Abwechselnd verfolgt man mal Kiszkas, dann wieder Kershaws Ermittlungen bei dem verzwickten Fall, aber erst im letzten Drittel zieht dann auch die Spannung merklich an und beide Erzählstränge verknüpfen sich immer mehr zu einem einzelnen. Während jedoch der Handlungsstrang rund um die Polizistin Natalie Kershaw meist unterhaltsam, fesselnd und flüssig erzählt wird, stockt der Erzählfluss bei Janusz Kiszka oft. Die Autorin lässt hier sehr viele polnische Begriffe mit einfließen. Manchmal werden sie erklärt, manchmal sind sie selbsterklärend, öfter aber auch schwer nachzuvollziehen, was ich irgendwann als ziemlich störend empfand.

Die Charaktere von Kershaw und Kiszka hat die Autorin durchaus detailreich angelegt und gerade bei Janusz täuscht ganz deutlich der erste Eindruck, dennoch konnte ich mir weder von der jungen Polizistin noch vom polnischen Privatdetektiv ein rechtes Bild machen und sie blieben Beide für mich ein wenig blass, obwohl sie durchaus nachvollziehbar agieren, Ecken und Kanten haben und wahrlich nicht unfehlbar sind, aber irgendwie wollte hier einfach der Funke nicht überspringen.

Fazit: Die Autorin behandelt in ihrem Krimi ein sehr interessantes und auch brisantes Thema, allerdings fehlt es der komplexen Handlung etwas an Spannung und die vielen polnischen Begriffe stören mit der Zeit.

Die Autorin (Quelle: Verlagsseite):
Anya Lipska dreht erfolgreich Dokumentarfilme über Politik, Geschichte, Kunst und Wissenschaft. Sie lebt mit ihrem Mann Tomasz in London. Dies ist ihr erster Roman.


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