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Dienstag, 11. Dezember 2012

{Rezension} Unheilig von James Becker

Verlag: Blanvalet
Übersetzer: Ralph Sander
Genre: Kirchenthriller
Taschenbuchausgabe: 416 Seiten
ISBN: 978-3-442-37175-4
Erscheinungsdatum: 12. Januar 2009
Preis: 7,95 €



Auf den Spuren eines uralten Kirchengeheimnisses

Die Engländerin Jackie Hampton kommt in ihrem Haus in Rom zu Tode. Für die Polizei steht schnell fest, dass es sich um einen tragischen Unfall handeln muss. Doch als ihr Ehemann Marc mit seinem besten Freund Chris Bronson, einem Polizeibeamten, in der Ewigen Stadt ankommt, stellen sie Einbruchsspuren am Haus fest. Schnell ist klar, dass Jackie bei Renovierungsarbeiten an dem 600 Jahre alten Bauernhaus auf eine alte lateinische Inschrift gestoßen war und diese im Internet überprüft hatte. Kaum befassen sich Chris und Marc mit diesen Hinweisen, kommen sie auch schon der Cosa Nostra in die Quere, die im Auftrag des Vatikans jedwede Spuren zu dieser lateinische Inschrift eliminieren soll. Als Marc anhand des Obduktionsberichts feststellt, dass Jackie durch Fremdverschulden gestorben ist, macht er sich auf die Suche nach Informationen über diese geheimnisvolle Inschrift. Die Spuren führen ihn zu den Anfängen des Christentums wie auch zu den Katharern. Während Chris in England und Italien versucht, hinter das Geheimnis zu gelangen, sitzt ihm die Cosa Nostra im Nacken, mit nur einem Ziel, ihn zu töten.



Wer sich ein wenig in Kirchengeschichte auskennt und das umgedrehte Kreuz auf dem Buchcover entsprechend deuten kann, dem ist klar, dass sich der Kirchenthriller von James Becker mit den Anfängen des Christentums befasst. Im Prolog entführt der Autor seine Leser erst einmal in das Jahr 65 bzw. 67 nach Christus, bei dem man die Kreuzigung eines Juden verfolgt, die James Becker sehr ausführlich, fast plastisch, beschreibt, um dann über den Verbleib einiger geheimnisvoller Schriftrollen zu berichten, die ihren Weg nach Rom finden, wo sich jedoch ihre Spur verliert.

Nach diesem kurzen Abdriften in die Vergangenheit wechselt James Becker aber rasch in das heutige Rom und man erlebt gleich den Tod von Jackie Hampton. Schnell ist klar, dass eine alte Steinplatte mit einer lateinischen Inschrift Grund für den Tod der Engländerin ist und auch, dass der Vatikan alles daran setzt, dieses Geheimnis zu wahren, auch wenn hierfür die Cosa Nostra beauftragt werden muss. Chris Bronson und zu einem späteren Zeitpunkt auch seine Ex-Frau Angela begeben sich nun auf Spurensuche mit Hilfe des Internets, aber auch durch Erkundigungen vor Ort, immer darauf bedacht, anschließend ihre Spuren so gut wie möglich zu verwischen, doch die Cosa Nostra verfolgt sie unbarmherzig.

Als Archäologin besitzt Angela das entsprechende geschichtliche Hintergrundwissen und kann schnell einige Zusammenhänge feststellen, die zu den Ursprüngen des Christentums verweisen, aber auch zu den Katharer, welche bis zum 14. Jahrhundert in Südfrankreich lebten und sich selbst die wahren Christen nannten. Ihnen wird nachgesagt, dass sie ein großes Geheimnis schützten und dieses über den Albigenserkreuzzug hinaus, bei dem die Katharer fast vollständig vernichtet wurden, gerettet hätten. Auf der Spur dieses Geheimnisses sind nun Chris und Angela. Die geschichtlichen Hintergründe hierzu lässt James Becker unterhaltsam und überaus interessant mit einfließen und man merkt, dass er dieses Thema gut recherchiert hat. Und er bietet auch eine Auflösung an, die zwar unglaublich, aber durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Allerdings habe ich mich manchmal schon gewundert, dass gerade die Archäologin Angela sehr offensichtliche Spuren oder auch Schlussfolgerungen übersieht, ihre Verfolger, die über kein archäologisches Wissen verfügen, diese aber doch recht zügig entschlüsseln.

Der Kirchenthriller gestaltet sich zumeist recht spannend und fesselnd, es ist ein typische Schnitzeljagd, die jetzt nicht unbedingt – wie oben erwähnt - immer logisch umgesetzt ist, aber dennoch in weiten Teilen überzeugt. Der Schreibstil des Autors ist als recht einfach, flüssig und durchweg unterhaltsam zu beschreiben. Seine Charakterzeichnungen sind allerdings nicht unbedingt überzeugend.

Chris wie auch Angela bleiben etwas blass und nehmen nicht so recht Konturen an, allerdings sind für diese Form von Thriller auch nicht unbedingt ausgefeilte und facettenreiche Charaktere notwendig, hier überwiegt eindeutig die Story an sich. Dennoch gelingt es dem Autor gut, Angela wie auch Chris sympathisch darzustellen und zumeist auch nachvollziehbar agieren zu lassen. Beide sind keine Übermenschen, dürfen Schwächen zeigen und bei der ein oder anderen Szene kommt es Chris durchaus zugute, dass er lange Jahre in der Armee gedient hat. So nutzen Chris wie auch Angela ihre Fähigkeiten entsprechend den Situationen angepasst.

Fazit: Ein unterhaltsamer und meist auch spannender Kirchenthriller, der in Form einer typischen Schnitzeljagd angelegt ist und mehr durch seine interessante Story als durch komplex angelegte Charakterzeichnungen überzeugt.

Der Autor:
James Becker machte Karriere bei der Royal Navy's Fleet Air und diente u. a. im Falklandkrieg. Viele der Schauplätze, die er beruflich besuchte, finden heute Einzug in seine Romane: sei es der Jemen, Nordirland oder Russland. Sein privates Interesse gilt der Antike und dem Mittelalter. In seine Romane flicht er daher auch immer altertümliche Elemente ein, verbindet diese aber gekonnt mit einer modernen, zeitgenössischen Handlung.


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